Erich Rogger kramte gleich einmal seine portable Musikbox aus dem Lederrucksack und beschallte das ganze Restaurant mit Powerakkorden und Gitarrenriffs. Das Personal merkte gleich, dass es sich bei der eintröpfelnden Truppe nicht um Chorknaben handelte. „Rock&Roll!“ grölte Erich Rogger zwischen der Bestellung von Gipfeli und Kaffee. Die Stimmung war gut, und nachdem alle Betriebsleiter und Lehrpersonen eingetroffen waren, begrüsste Philipp Eder zum Lehrerbildungstag 2016.
Mit zwei Bussen wurden wir nach Menzingen zur Strafanstalt Bostadel gefahren. Am Eingang des imposanten Baus wurden wir von Herrn Andreas Gigon empfangen. Wir erhielten zuerst ein paar Informationen über die Geschichte sowie Zahlen und Fakten zur Strafanstalt Bostadel. Herr Gigon zeigte eine gehörige Prise Galgenhumor während der durchorganisierten und streng überwachten Führung durch ein Labyrinth von Gängen, Schleusen und Räumen mit Sicherheitstüren oder Gitterstäben. Es war ein mulmiges Gefühl und die Gruppe wohl selten so ruhig und demütig wie während diesen Minuten. Alle waren sichtlich froh, als sie wieder auf den Vorplatz der Strafanstalt treten und einen Schritt in die uneingeschränkte Freiheit machen konnten. Die Eindrücke hallten noch einige Zeit nach und man tauschte sich rege über die gemachte Erfahrung aus.
Mit den Bussen wurden wir nach Menzingen ins Restaurant Ochsen gefahren.
Dort speiste die ganze Gruppe hervorragend. Langsam löste sich das beklemmende Gefühl und die Stimmung wurde wieder heiterer, die Musikbox blieb jedoch im Rucksack. Nach dem Dessert und einem Kaffee orientierte Philipp Eder über das folgende Highlight des Tages: Töffli-Tour über Allenwinden nach Baar.
Nun gab es kein Halten mehr. Die Motoren knatterten, Auspuffe und die „Krummen“ qualmten um die Wette. Einige holten Verkleidungsutensilien hervor und nur schon der Anblick der ganzen Gruppe sorgte für allgemeines Gelächter. Als wäre die Zeit 20, 30 oder gar 40 Jahre zurück gedreht worden, fuhren alle wild durcheinander, kreuz und quer auf dem Parkplatz herum und andere versuchten gleich wieder über die Auflagerampe zurück in den Anhänger zu fahren, was auch tatsächlich auf Anhieb gelang. Auf allen Gesichtern war ein breites Grinsen zu sehen und das wilde Treiben als chaotisch zu beschreiben, wäre wohl untertrieben. Nachdem Toni Rogenmoser ein paar vergebliche Versuche unternommen hatte, um ein Gruppenbild zu schiessen, machte sich der qualmende Mob bei strahlendem Sonnenschein zum 2-Takt-Geknatter-Konzert auf den Weg. Die Bremsen wurden gelöst und ein Tatzelwurm wand sich über Strassen und Feldwege durch die herbstliche Landschaft. Wie die Teenies lieferten sich manche ein Rennen, andere versuchten einfach möglichst kreativ auf dem Mofa zu sitzen. Es gab auch welche, die sahen einfach cool aus und genossen den Fahrtwind und die Sonne, die sich in den verspiegelten Sonnenbrillen reflektierte. Es gab Motocross-Einlagen, herzhafte Jauchzer, Victor-Zeichen und jede Menge tolle Bilder, welche mehr sagen als tausend Worte.
Nach ein paar Landschaftsschäden und etlichen Verstössen gegen das Strassenverkehrsgesetz kamen alle wieder heil und mental verjüngt beim Treffpunkt bei der Brauerei Baar an.
Bei der Besichtigung der Brauerei Baar wurden wir strategisch darauf vorbereitet, auf das was uns noch bevorstand. Fachkundig wurde uns die sagenumwobene Kunst des Brauens eines guten Bieres näher gebracht. Patrik Betschart und Philippe (Bani) Bannwart betrieben nebenbei ein wenig Werkspionage und tauschten Know-How aus. Da man aufgrund des Konzentrationsgrades der Gruppe auf den gesunkenen Blutzuckerspiegel schliessen konnte, musste jetzt dringend darauf geachtet werden, dass vor allem den Lehrpersonen bald wieder etwas Nahrung zugeführt wurde. Rock&Roll ist schliesslich anstrengend!
Beim Abendessen konnten sowohl Betriebsleiter als auch Lehrpersonen ihre Stärken dann wieder voll ausspielen. Der lange, eindrucksvolle Tag sorgte bei allen Beteiligten für einen gehörigen Appetit und unbändigen Durst. Selbstverständlich versuchten wir gleich, das gesammelte Wissen über Bier anhand von Selbstversuchen zu verinnerlichen. Geschichten und Anekdoten wurden erzählt, es wurde gelacht, bis die Tränen flossen.
Roman Kuster, Sekundarlehrer
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